Sonntag, 29. März 2015

Gedanken über die Mysterien des eigenen Leseverhaltens

Hallo ihr Lieben,

mir ist in den letzten Tagen aufgefallen, wie unvorhersehbar und impulsiv mein eigenes Leseverhalten manchmal ist. Gerade habe ich Die Bestimmung von Veronica Roth wieder gelesen und bin immer noch hellauf begeistert von der Story. Dabei hatte ich das Buch gar nicht so gut in Erinnerung. Vor drei Jahren, gleich nach dem Erscheinungstermin, habe ich es damals gelesen und war irgendwie enttäuscht. Ich kann nicht einmal mehr genau sagen, warum, aber Fakt ist, dass mich das Buch einfach nicht fesseln konnte. Vielleicht war es wegen des riesigen Hypes, das damals um die Reihe herrschte. Meistens schreckt mich das eher ab, als dass es mir den Zugang zum Buch erleichtert. Irgendwie fand ich einfach keinen richtigen Draht zu den Figuren und dem Plot. Tris erschien mir zu kalt, Four zu abweisend, die Geschichte mit den Fraktionen zu altbekannt. Und die hohe Opferzahl schreckte mich eher ab, als dass es mich neugierig auf den Nachfolgerband machte. Und jetzt? Fand ich das Buch so spannend und mitreißend, dass ich gleich den zweiten Teil nachgeschoben habe. Aber wie kann es sein, dass sich innerhalb einer so kurzen Zeitperiode mein Geschmack so stark verändert hat?

Als ich darüber nachgedacht habe, ist mir klar geworden, dass dies kein Einzelfall war. Es gab und gibt immer wieder Bücher, die ich im Nachhinein wohl anders beurteilen würde. Das liegt natürlich einerseits am zunehmenden Alter und der einhergehenden Reife. Viele Titel, die ich vor ein paar Jahren verschlungen habe, wären mir jetzt wohl zu kitschig und abgedroschen. Um mich von einer klischeegetränkten Romantasy-Geschichte fesseln lassen zu können, bin ich mittlerweile schon zu abgehärtet. Dafür habe ich wahrscheinlich schon zu viele dieser massenhaft produzierten und literarisch nicht gerade wertvollen Bücher gelesen^^ Mein Blick auf Bücher hat sich also definitiv mit der Zeit geändert und wird es wohl auch weiterhin tun.

Doch zum anderen ist mir klar geworden, wie sehr meine jeweilige Stimmung und Gemütslage die Wahrnehmung von Büchern beeinflussen. Manchmal habe ich einfach partout nicht die Muse, mich mit allzu anspruchsvoller Literatur auseinanderzusetzen. Ohne diese Voraussetzung ist es aber sinnlos, solche Bücher zu lesen. Dann wiederum brauche ich Bücher, die eben nicht vor Klischees und stereotypen Liebesgeschichten nur so strotzen. Wenn ich dann so Sätze lese wie "Sein verwuscheltes Haar fiel ihm in perfekten Locken in die elegant gewölbte Stirn" ist es echt aus mit meiner Lesefreude. Okay okay, dieses Beispiel war jetzt ein wenig übertrieben xD Aber ich denke, ihr wisst, worauf ich hinaus will.

Eigentlich ist dieses Leseverhalten mehr als unfair gegenüber Büchern. Denn oft genug haben eigentlich gute Romane das Pech, in den falschen Momenten gelesen zu werden. Gerade wenn man kurz zuvor ein überwältigendes Buch verschlungen hat, hat der Nachfolger einen schweren Stand. Man ist von vornherein immer noch auf das andere Buch fixiert und setzt dieses als Maßstab für alle kommenden. Gleich nachdem ich die Biss-Bücher verschlungen habe, bin ich zum Beispiel in ein tiefes Leseloch gefallen. Ich fand die Bücher einfach soo toll (jaja, ich war damals noch jünger^^) und nichts konnte an Bella und Edward rankommen. Zwar habe ich nach Romanen gesucht, die in dieselbe Richtung gingen, aber in meinem Innersten war ich immer noch in der Welt von Forks gefangen. Genau zu der Zeit habe ich dann auch City of Bones von Cassandra Clare zum ersten Mal gelesen. Und es konnte mich einfach gar nicht fesseln. Dabei wissen wir doch alle, wie toll die ganze Reihe ist!! Tja, mein damaliges Ich wusste es aber noch nicht. Oder war noch nicht in der Lage dazu, es zu begreifen. Ende der Geschichte war, dass ich die Reihe erst ein Jahr später oder so wiederentdeckt habe. Und diesmal hat es mich dann richtig gepackt.

Als Leser hat man einfach immer seinen eigenen Kopf und ist beileibe nicht immer vernünftig. Aber ich finde, das ist unser gutes Recht. Wenn ich beim Lesen nicht mehr meinem Herzen oder meinem Bauchgefühl folgen würde, hätte ich auch keine Freude mehr daran. Man muss immer auf seine innere Stimme hören, egal ob diese unvernünftig oder impulsiv erscheint.

Natürlich muss es auch nicht immer so kommen- mir fallen genügend Beispiele ein für Bücher, die ich wohl bis in alle Ewigkeit lieben werde. Harry Potter hat schon vor zwölf Jahren einen Platz in meinem Herzen erobert und wird diesen auch nicht mehr verlassen. Genauso wie viele weitere Kinderbücher, auf deren Besitz ich immer noch sehr stolz bin. Allerdings habe ich herausgefunden, dass es manchmal weiser ist, Bücher in der guten Erinnerung zu behalten, statt sie erneut wieder zu lesen. Manchmal verfliegt der Zauber des ersten Lesens schnell und man endet mit einem desillusionierten Blick auf die einst geliebten Werke. Diese Enttäuschung habe ich ein paar Mal erlebt und habe es im Nachhinein immer bereut, dass ich die Bücher noch mal gelesen habe. Aber wie gesagt: Das muss nicht immer zutreffen. Und es kann auch genau so gut andersrum verlaufen. Deshalb will ich Büchern, die ich gar nicht so gut in Erinnerung habe, auch nicht für immer aus meinem Gedächtnis streichen, sondern ihnen vielleicht später erneut eine Chance geben. Natürlich nur, wenn ich tatsächlich Lust darauf habe und bereit bin, mich aufs Neue mit der Geschichte auseinanderzusetzen. Auf diese Weise kann man viele wertvolle Botschaften entdecken, die einem zuvor entgangen sind. Bei der Bestimmung hat es zumindest geklappt :)


Habt ihr auch schon solche oder ähnliche Erfahrungen gemacht?
 Seid ihr prinzipiell für oder gegen das Wiederlesen von Büchern?

Ich freue mich auf eure Gedanken

10 Kommentare:

  1. Hallo Sana :)

    Was für eine tolle Idee für einen Post.:) Ich persönlich finde es eigentlich ganz spannend, Bücher noch ein zweites oder sogar drittes Mal zu lesen, da mir beim wiederholten Lesen immer so viele neue Details auffallen (habe Harry Potter beispielsweise 4 Mal gelesen und habe immer wieder Neues entdeckt). Und da man dann die Geschichte auch schon kennt, kann man das Buch, die Charaktere, die Schreibweise oder die feinen Details noch viel mehr genießen.:)

    Ich finde auch, dass es sehr von unserer Stimmungslage abhängt, ob uns ein Buch gefällt oder nicht. Ich mache es oft auch so, dass ich das Buch dann erst mal wieder weglege und später noch mal rauskrame. Dann gefällt es mir meist viel besser.:)

    Dir noch einen schönen Sonntag!

    http://msbuecherwuermchenswelt.blogspot.de

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    1. Das stimmt, so geht es mir mit einigen Büchern auch. Harry Potter könnte ich wirklich ständig lesen, obwohl ich schon so viele Passagen auswendig weiß :D Aber solange es mir Freude macht, werde ich auch nicht damit aufhören :)
      Wirklich komisch, wie sehr wir immer davon beeinflusst werden. Dann ist es wirklich fairer gegenüber dem Buch, wenn man es erstmal zur Seite legt.
      Danke für deinen Beitrag und noch schönen Abend! ♥

      LG Sana

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  2. Hi Sana,

    mach dir keine Sorgen mir ging es auch schon oft so. Wenn ich nicht in der Stimmung für ein Buch bin, dann muss ich das Lesen abbrechen, sonst finde ich es richtig schlimm. Bei "Leon und Louise" zum Beispiel habe ich 3 Anläufe gebraucht. Die ersten beiden Male habe ich nach wenigen Seiten aufgegeben, weil ich einfach nicht in die Geschichte fand. Beim 3. Mal hat mich das Buch dann so geflasht, dass ich es innerhalb von 2 Tagen ausgelesen hatte.

    Noch extremer: Die Harry Potter Bücher fand ich als Teenager total blöd und peinlich, als Erwachsene lese ich sie gern.

    Liebe Grüße

    Janine

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    1. Schön, dass ich damit nicht alleine dastehe :D Ich finde es wirklich interessant, wie unterschiedlich die Leser da auch immer sind. Am besten ist es, wenn man dem Buch gegenüber geduldig ist und ihm Zeit zur Entfaltung lässt. Aber das ist nun mal leichter gesagt als getan...
      Oha, das nenne ich wirklich extrem :D Aber schön, dass du doch noch "bekehrt" worden bist!!

      Liebste Grüße,
      Sana

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  3. Hey Sana!

    Was für ein toller Post. :) Das was du darin beschreibst kenne ich auch sehr gut von mir. Und ich glaube auch, das hat sehr viel was mit der Zeit, in der man das Buch liest, zu tun. Wie du schon angemerkt hast, gibt es Geschichten die einen früher mal begeistert haben, aber wenn man sie heute in die Hand nimmt, dann gefallen sie einem nicht mehr. Man wächst einfach aus bestimmten Sachen heraus - so wie mit der Kleidung. Geschmäcker ändern sich auch ständig, das ist bei Büchern nicht anders.

    Was du mit Die Bestimmung beschreibst, das hängt dann auch extrem von der Stimmungs- und Gefühlslage ab. Ich habe öfters Bücher angefangen zu lesen und dann abgebrochen, weil ich gemerkt habe, das ich mich nicht völlig in der Geschichte verlieren kann, weil ich schlichtweg nicht in Stimmung bin. Da bin ich auch hart und lese nicht weiter, weil ich mir das Buch nicht versauen möchte, das vielleicht am Ende doch gut ist. Da denke ich mir immer "du bist gerade nicht bereit für das Buch". Sei es die Stimmung, oder das Alter, oder die jeweilige Lebenssituation. Ich lasse mich nicht davon entmutigen und bin dann einfach in dem Fall ehrlich zu mir selbst, und quäle mich nicht durch ein Buch.

    Mir fällt leider von mir selbst kein Fall ein der deinem ähnelt, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass ich auch schon Mal ein Buch gelesen habe das ich vorher irgendwann abgebrochen hatte und es schlussendlich doch mochte. Ich habe noch einige hier bei mir stehen und hoffe, dass ich dann irgendwann in der richtigen Stimmung für sie bin.

    Ich wünsch dir noch einen schönen Sonntag. :)

    Liebe Grüße,
    Sanne

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    1. Hi Sanne,

      danke für deinen interessanten Beitrag! Es ist wahrscheinlich nur natürlich, dass man aus manchen Geschichten rauswächst. Seltsam ist nur, dass uns andere Bücher unser ganzes Leben lang prägen. Manche Kinderbücher vergöttere ich immer noch und werde sie auch nie einfach so weggeben. Das gehört wohl auch zu einer Eigenheit der Menschen, dass man sein Herz so sehr an manche Dinge hängt. Bei Lesern ist das sicher noch mal ausgeprägter ;)

      Deine Einstellung finde ich wirklich gut. Es wäre wirklich schade, wenn man sich ein Buch verdirbt, nur weil es gerade von der Situation her nicht passt. Dann lieber für einen späteren Moment aufheben, in dem man sich so richtig in die Geschichte fallen lassen kann. Sonst entgehen einem viele wertvolle Lesemomente.

      Alles Liebe,
      Sana

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  4. Ein toller Beitrag! Du wirst lachen, mit City of Bones geht es mir ähnlich. Mich konnte das Buch einfach nicht fesseln, ich habe es nach wenigen Kapiteln zur Seite gelegt. Irgendwann werde ich es bestimmt lesen, momentan passt es aber einfach nicht. Vielleicht liegt es daran, das ich den Film schon kenne und diesen gar nicht mal so schlecht fand. Eigentlich lese ich vorher immer das Buch. ...
    Genauso erging es mir mit dem zweiten Teil der "Maddie Freeman" Reihe. Nach wenigen Seiten habe ich mich entschlossen, es lieber erst später zu lesen. Ich fand den Anfang extrem langweilig. Dabei bin ich gar nicht der Typ, der Bücher abbricht. Das kommt bei mir sonst eigentlich wirklich nie vor. Das letzte Mal war es "Christine" von Stephen King. Ich war 13 oder 14. Das Auto mochte ich einfach nicht, obwohl ich damals viele andere King-Romane regelrecht verschlungen habe.

    Generell mag ich re-reads gerne und bei den meisten Büchern ändert sich meine Meinung auch nicht. Ab und zu kommt das aber vor. Meistens re-reade ich Bücher die ich schon auf Deutsch gelesen habe dann aber auf Englisch. Ich hatte auch schon den Fall, dass mir das Buch überhaupt nicht gefallen hat, das Hörbuch aber schon. Danach habe ich das Buch wieder zur Hand genommen und fand es plötzlich gar nicht mehr so schlecht. Oft passieren einfach komische Dinge :D

    Zu alt für gewisse Bücher fühle ich mich mit über 30 eigentlich immer noch nicht wirklich. Ab und zu denke ich mir aber, dass ich vermutlich einfach nicht mehr zur Zielgruppe gehöre und mir der Roman zu seicht ist. Das passiert mir aber komischerweise nicht bei Romantasy (die finde ich teilweise immer noch toll), sondern eher bei Dystopien. Aktuell war das bei "Maddie Freeman" der Fall und auch bei "The Selection".

    Liebe Grüße :)

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    1. City of Bones solltest du auf jeden Fall noch mal eine Chance geben! Aber aus eigener Erfahrung kann ich bestätigen, dass du dafür den richtigen Moment abwarten solltest. Sonst wäre es vertane Zeit, was echt schade wäre. Von Maddie Freeman habe ich die ersten zwei Teile gelesen und fand sie ziemlich gut! Das ist zwar schon wieder ein wenig länger her, aber mir hat das Dystopiekonzept sehr gefallen, weil es so realistisch ist. Aber wenn dir nicht so nach Dystopien ist, solltest du dich auch nicht dazu zwingen ;) Vielleicht macht das auch die derzeitige Übersättigung auf dem Sektor. Genau wie früher mit den Vampir- und Romantasybüchern^^

      Wirklich komisch, wie das manchmal hergeht! Das mit den Hörbüchern ist noch mal ein interessanter Aspekt, daran habe ich noch gar nicht gedacht. Wahrscheinlich, weil ich selber fast nie Hörbücher höre^^

      Liebste Grüße,
      Sana

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  5. Hi Sana :)

    toller Post!
    Ich weiß was du meinst, mir ging es auch schon so, dass mich ein Buch überhaupt nicht fesseln konnte und als ich es später noch mal probiert hatte, nur so durch die Seiten geflogen bin und gar nicht verstanden habe, was mich damals so gestört hat. Es hilft also anscheinend wirklich, wenn man es später noch einmal versucht mit einem Buch, das man eigentlich schon abgebrochen hatte. Ganz stark erinnere ich mich da gerade an die Reihe um den Clan der Otori. Da war es bei mir definitiv so, dass ich den ersten Band abgebrochen hatte, weil ich es sooo langweilig fand und als ich ihn Jahre später wieder zur Hand nahm, war es dann plötzlich richtig toll. Vielleicht auch, weil ich da schon wusste, was mich erwartet und mit einer entsprechenden Einstellung an das Buch gegangen bin?
    Wie auch immer, der Geschmack ändert sich, so wie sich Dinge im Leben ändern. Welches Buch einen gerade anspricht hängt bestimmt auch immer von der eigenen Lebenssituation und der Gemütslage ab, ganz bestimmt.

    Liebe Grüße
    Insi Eule

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    1. Anscheinend geht es uns fast allen so ;) Oh, ich erinnere mich, die Clan der Otori-Reihe war richtig bekannt und erfolgreich. Die habe ich früher immer in der Buchhandlung rumliegen sehen und überlegt, ob ich sie lesen soll oder nicht. Irgendwie ist nie was daraus geworden, obwohl mich die Thematik echt interessiert hätte. Schade...aber dass ich sie jetzt noch mal lese, glaube ich auch nicht. Irgendwie habe ich den Zeitpunkt verpasst- noch mal ein anderer Aspekt des ganzen Lese-Mysteriums :D

      Liebste Grüße!

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