Rezensionen
Mittwoch, 3. Juni 2015
Rezension: "Letztendlich sind wir dem Universum egal"
Verlag: Fischer FJB
Seitenzahl: 400 Seiten
Ausgabe: gebunden
Preis: 16,99 €
ISBN: 978-3841422194
Originaltitel: Every Day
Inhalt:
Jeden Morgen wacht A in einem anderen Körper auf, in einem anderen Leben. Nie weiß er vorher, wer er heute ist. A hat sich an dieses Leben gewöhnt und er hat Regeln aufgestellt: Lass dich niemals zu sehr darauf ein. Falle nicht auf. Hinterlasse keine Spuren. Doch dann verliebt A sich unsterblich in Rhiannon. Mit ihr will er sein Leben verbringen, für sie ist er bereit, alles zu riskieren – aber kann sie jemanden lieben, dessen Schicksal es ist, jeden Tag ein anderer zu sein?
Meine Meinung:
Sowohl der Titel als auch der Klappentext haben mich sehr neugierig auf dieses Buch gemacht- zumal es auch für den Deutschen Jugendliteraturpreis 2015 nominiert worden ist. Gut, das ist natürlich auch keine Garantie dafür, dass mir die Geschichte dann auch wirklich gefallen würde. Tatsächlich habe ich schon öfters die Erfahrung machen müssen, dass meine Meinung nicht mit der "etablierten" Bewertung übereinstimmt. Glücklicherweise war es aber bei diesem Buch anders.
Die Idee hat mich sehr schnell von sich überzeugen können. Ich war fasziniert und abgeschreckt zugleich von A's Schicksal, der nie länger als einen Tag an einem festen Ort verweilen darf. Unweigerlich stellte sich mir die Frage: Wie würde ich damit umgehen, wenn ich dasselbe erdulden müsste? Würde ich es mit dergleichen stoischen Ruhe wie A ertragen, keine feste Familie oder Freunde zu haben? Wäre ich dann nicht eine ganz andere Person als die, die ich jetzt bin? Denn egal wie sehr wir auch unsere Unabhängikeit und Individualität hervorheben - letztendlich werden wir immer sehr stark von unserem unmittelbaren Umfeld geprägt. Erst die Gemeinschaft und das Zusammenleben mit unseren engsten Angehörigen machen uns zu den Menschen, die wir sind.
A jedoch hat nie ein anderes Leben kennenlernen dürfen. Schon so lange er zurückdenken kann, ist er täglich von Körper zu Körper gesprungen, von Familie zu Familie, Stadt zu Stadt. Beeindruckend fand ich, wie gefasst er mit seiner Situation umgeht. Er weiß um seinen Gaststatus und tut alles, um die Leben seiner Wirte nicht durch eigennützige Aktionen durcheinanderzubringen. Lange hat er nach dieser Regel gelebt, um nur ja keine Unruhe zu stiften. Doch als er Rhiannon kennenlernt, ist es damit vorbei: Gemeinsam verbringen sie einen wunderschönen Tag und er setzt alles daran, um sie wiederzusehen. Aber hat er als bloßer "Gast" in unserer Welt überhaupt einen Anspruch auf eigenes Glück? Immer wieder taucht die Frage nach A's moralischer Verpflichtung gegenüber seinen Wirtskörpern auf. Er akzeptiert seine Verantwortung, doch zugleich sehnt er sich auch nach einem eigenen Leben. Auch wenn es sehr schwierig ist, nachzuvollziehen, was A alles erdulden muss, konnte ich mich gut in ihn hineinversetzen.
Eine kurze Notiz am Rande: Auch wenn hier von "ihm" gesprochen wird, so ist A tatsächlich kein Junge. Mal wacht er in einem Mädchenkörper, dann wieder in einem Jungenkörper auf. Ebenso verhält es sich für A mit der Liebe: Es geht um den Charakter und das Wesen der Person, nicht um eine Geschlechterkategorie. So finden sich im Buch einige sehr schöne und bemerkenswerte Plädoyers für mehr Toleranz und gegen eine zu engstirnige Weltsicht. Jeder Mensch ist einzigartig und sollte die Möglichkeit haben, er bzw. sie selbst zu sein - und zwar in der Art und Weise, wie er/ sie es will. Gerade bei Jugendbüchern finde ich es wichtig, dass solche Botschaften vermittelt werden. Ganze fünf Sterne kann ich trotzdem nicht vergeben - dafür hat mir einfach das ein oder andere Mal die Abwechslung bzw. Spannung gefehlt.
Fazit:
Ein Buch mit Tiefgang, das zum Nachdenken darüber anregt, wer wir wirklich sind und was uns auszeichnet. Meiner Meinung nach sehr lesenswert!
Bewertung:
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Ich glaube seit knapp 1 1/2 Jahre hechel ich diesem Buch hinterher, aber irgendwie will es immer noch nicht bei mir einziehen, obwohl es mittlerweile so viele tolle Rzensionen gibt.
AntwortenLöschenLG Piglet <3
So geht es mir auch mit leider sehr vielen Büchern! Man müsste einfach viiieel mehr Zeit haben ;)
LöschenLiebste Grüße <3